MZ-Wittenberg vom 22.05.2016

Team

„Es ist wie kleine Küsschen.“ Hau Scholz hat ihre Füße zu Demonstrationszwecken in ein Wasserbecken getaucht. Ihre Zehen, Fersen, Ballen und Knöchel werden sogleich von 65 Mäulern geküsst. Kaum sind die Beine unter Wasser, machen sich kleine Fische an die Arbeit.

Für die Rötliche Saugbarbe gibt es viele Namen – Garra rufa, Kangalfisch, doctor fish – am besten aber trifft die Bezeichnung Knabberfisch zu. Denn genau dies tun die kleinen Karpfenfische im Schwarm, sie nehmen sich die Haut vor und knabbern Schuppen ab. Die erste und einzige Adresse dafür ist in Wittenberg die Coswiger Straße 27. Hau Scholz hat dort vor kurzem ihr Fish Spa eröffnet.

Vorbereitungszeit abgeschlossen

Im Dreiergespann – gemeinsam mit Sohn Luan Do und dem Wittenberger Bernd Gliesche – ist diese Geschäftsidee entstanden, die in Sachsen-Anhalt noch eine Rarität ist und die viele aus dem Urlaub in südlichen Ländern kennen. „Mit der Idee dafür haben wir uns seit vier Jahren beschäftigt, die Vorbereitung hat mit allen Genehmigungen und Prüfungen ein Jahr gedauert“, erzählt Geschäftspartner Gliesche.

Er, der 22-jährige Luan Do und seine Mutter Hau Scholz können sich inzwischen als Sachkundige für Fish-Spa bezeichnen und haben ein entsprechendes Zertifikat. Das ist aber nur eine von zahlreichen Voraussetzungen gewesen, um das Geschäft in der Coswiger Straße zu eröffnen, das lange leer stand und zuletzt Geschenkartikel anbot.

Aus Sandpapier zu Seide

Vor allem die Behörden schauen in Deutschland genau hin, ob in den Fish Spa alle Auflagen erfüllt werden. „Das ist hier sehr viel genauer als in südlichen Ländern“, so Bernd Gliesche. Auf dem Tierschutz liegt großes Augenmerk und deshalb haben sich die drei auch entschieden, die neueste Anlage für ihr Geschäft zu erwerben.

So stehen nun sechs beleuchtete Becken in Reihe, erhöht ist die Sitzfläche, es gibt Fußwaschbecken für Reinigung und Desinfektion vor und nach dem Fischbad. Je 65 Saugbarben machen in den Becken ihren Job. Die 1.300 Liter Wasser darin werden permanent umgewälzt und über vier Filter gereinigt sowie regelmäßig gewechselt.

„Hygienisch gibt es hier keine Bedenken“, versichert Bernd Gliesche, der alle zwei Wochen die Fische an seine Füße lässt. Als Läufer schätzt er das Ergebnis. „Sie werden weich und glatt. Vorher wie Sandpapier, danach wie Seide.“ 30 Minuten Fischknabberei empfiehlt er für ein gutes Ergebnis.

Entspannung für die Füße

Gliesche und Scholz legen Wert darauf, dass solch ein Fischbad für die Beine vor allem Wellness und Spaß bringen soll. Für therapeutische Behandlung gäbe es spezielle Betreiber, wie beispielsweise in Halle.

In Wittenberg aber soll es um ein gutes Gefühl gehen, und das stellt sich schnell ein, wenn die Beine im Becken baumeln. Es kribbelt und tupft im angenehm temperierten Wasser. Gerade und besonders für fußmüde Touristen, die Schloss- und Collegienstraße entlang spaziert sind, kann dies eine optimale Entspannung sein. „Für ältere Menschen ist es aber auch ideal“, empfiehlt Hau Scholz.